Die Ziegen haben die zarten Triebe und Blätter gefressen, bevor die Ernte bereit war. Die Pflanzen und die erwartete Bohnen sind zerstört. Die aromatischen Ngie-Bohnen hätten auf dem Markt verkauft und damit das Einkommen der Familie sichern sollen. Die Frau sitzt zusammengekauert auf der nackten Erde. Sie ist für die Feldarbeiten zuständig, wie alle anderen Frauen in dieser Region. Die Männer arbeiten in den Städten, zapfen Palmwein oder halten Ziegen, Schweine oder Kühe. Die bohnenliebenden Ziegen gehören drei verschiedenen Besitzern. Gemeinsam lassen sie die Ziegen neben den angebauten Bohnenfeldern weiden. Einer der Männer spaziert vorbei und hört das Weinen und Klagen. Er kommt dazu und hört sich die Klage der Frau an. Es ist ihm zwar unangenehm, aber schuldig fühlt er sich nicht. Es wird vereinbart, den Schaden sofort gemeinsam zu inspizieren. Es ist rund eine Stunde Fussweg zum Feld. Für uns ein wunderschöner Spaziergang durch lichte Wälder, bunte Wiesen und über kleine Bäche. Wir sind umgeben von den Stimmen in Ngie; den Vögeln, summender Insekten, ein leichter Wind in den Blättern. Fast vergessen wir den Ernst des Spaziergangs. Das Bohnenfeld ist terrassenförmig angebaut. Gemeinsam gehen wir von Beet zu Beet. In Ngie, der lokalen Sprache, streiten sie sich um den Schaden, über das unmögliche Verhalten der Ziegen und über den Zaun, der das Bohnenfeld umgibt. Die Zäune rund um die angebauten Felder voller Kohl, Bohnen, Kokoyam oder Mais, sollte die Ernte vor den frei umherlaufenden Ziegen und Kühen schützen. Doch vor allem die Ziegen finden immer wieder Schlupflöcher. Wie gross ist der Schaden? Wie viele Bohnen hätten geerntet werden können? Sie streiten laut und emotional miteinander. Wir sind etwas besorgt und fragen uns, ob mit diesen negativen Gefühlen noch eine einvernehmliche Lösung gefunden werden kann. Daniel spricht mit ruhiger Stimme. Die Frau und der Mann hören zu. Plötzlich sind sie sich einig. Ein Sack voller roter Ngie-Bohnen ersetzt den Schaden und der Zaun wird gemeinsam repariert werden. Die Frau ist zufrieden. Der Mann will den Schaden nicht alleine berappen. Sie seien ja schliesslich drei Besitzer, denen die verschiedenen Ziegen gehören, meint er. Er will sich mit den anderen beiden Männer noch besprechen. Für Daniel ist der Fall abgeschlossen. Falls die Vereinbarung nicht eingehalten wird, wird Daniel von der Frau wieder angesprochen. Dann wird die Verhandlung formaler und die Situation wird beim Grossen Stein, ein traditioneller Kraftort, im Beisein der Ältesten und weiterer ehrenwerten Gemeindemitglieder besprochen.
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über FFDie Reisen entstehen in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung. Um den Reichtum der kulturellen Vielfalt kennen zu lernen. Archiv
May 2020
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