Wir wollen unseren Partnern, den Khomani San Gemeinschaft, zu ihrem Preis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Erin Game Ranch herzlich gratulieren. Dieses Land wurde ihnen im Jahr 1999 als Kompensierung für das Gebiet überreicht, welches Ihnen während der Kolonialzeit genommen wurde. Die Empfehlung der Regierung war, es so wie früher als Viehzucht zu bewirtschaften. Die Khomani San entschieden sich anders, sie wollten das Land wieder der Natur zurückgeben. Sie sahen den Mehrwert nicht nur durch die Augen der Wirtschaft, sondern durch die Augen der Nachhaltigkeit um den kommenden Generationen Ressourcen zu hinterlassen. Nach 19 Jahren hat sich das Land regeneriert. Der zertrampelte Boden hat sich erholt und die einheimischen Pflanzen und Tiere sind zurückgekehrt. Jetzt können sie nach ihrem Sinn das Land als «Prestige Game Ranch» bewirtschaften um die Population der Tiere zu kontrollieren und ein zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften.
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Ihr bietet nachhaltige Ferien an – in ferne Länder. Um dahin zu reisen, wird geflogen. Wie geht das zusammen mit Nachhaltigkeit?
Du sprichst die Schattenseiten des (Massen)Tourismus an - oh, ja, diese sind immens. In Venedig erschüttern die grossen Kreuzfahrtschiffe jeweils die ganze Lagune und zerstören das Fundament der Stadt, wenn sie in den Hafen einfahren. In Dubrovnik überfüllen die Gäste der Kreuzfahrtschiffe die Stadt und auf den Osterinseln hinterlassen die Passagiere der Schiffe wenig Geld auf ihrem Tagesausflug, dafür viel Müll. Betrachtet man beim Reisen nur die ökologischen Faktoren der Anreise, dann sollte man zu Fuss, mit dem Fahrrad, mit dem Pferd oder mit dem Ruderboot fahren. Es gibt noch viel mehr Fragen. So haben wir beispielsweise mit den Khomani San in der Kalahari das Thema "Wasser" diskutiert. Wasser ist knapp in der Kalahari. Was heisst es, wenn mehr Gäste kommen und man weiss, dass Touristen auf Reisen oft mehr Wasser als zuhause verbrauchen? Wir von Faire Ferien stehen für eine Mischung aus sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten ein. Das sind die drei Säulen der Nachhaltigkeit und des nachhaltigen Tourismus: Gesellschaft, Ökologie und Ökonomie. Für uns ist Nachhaltigkeit ein sinngebender Wert und „global Denken – lokal handeln“ die Orientierung für unser Handeln. Dabei ist der gesellschaftliche Aspekt für uns genauso wichtig. Wir freuen uns über den Reichtum der lokalen Kulturen. Wir möchten diese mit unseren Reisen würdigen und achten. Die Gäste werden deshalb sorgfältig im Vorfeld informiert und haben Zeit für Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung. So entstehen neue Beziehungen von Mensch zu Mensch, nicht von Tourist als Käufer zu Gastgeber als Verkäufer. Ökonomisch gesehen geht es darum, dass lokale Produkte und Dienstleistungen eingekauft und fair bezahlt werden. Klingt gut, doch das genügt noch nicht. Denn die Besitzverhältnisse, die sich oft im Hintergrund verstecken, sind wichtig. Wem gehören die Felder? Wer ist Eigentümer des Restaurants? Faire Ferien schaut genau. Denn manchmal sind die Besitzer reiche Familien, die in der Stadt leben oder ausländische Investoren. Bei normalen Reiseagenturen bleibt deshalb oft sehr wenig Geld in der Reiseregion und die lokale Bevölkerung bleibt arm und abhängig von Investoren und Grossgrundbesitzern. Deshalb übernachten wir mit Faire Ferien vor allem in kleinen Pensionen und Homestays, denn wer hat in einfachen ländlichen Gegenden Geld ein Hotel zu bauen? Astrid Frischknecht, Faire Ferien ![]() Mein erster Besuch an der Internationale Tourismus-Börse ITB Berlin war eindrücklich. Fast alle Länder der Welt sind in diesen riesigen Messehallen auf die eine oder andere Art vertreten. Mit diesem Besuch wurde mir wieder vor Augen geführt was mit Tourismus alles verbunden ist: Gastronomie, Transport, Hotellerie, Wirtschaft, Museen, Natur, Kulturen, Begegnungen, Austausch, Musik... Für mich war es eine Freude einige unserer Partner und Kollegen aus Peru, Ecuador oder Tadschikistan an einem gemeinsamen Ort zu treffen. In verschiedenen Gesprächen erlebte ich die grosse ökonomische Macht des Tourismus. Die Destinationen richten sich nach den Wünschen der Gäste. In einem Gespräch darüber ob wir gemeinsam nachhaltige Reisen anbieten könnten, sagte es ein Kollege aus Papua-Neuguinea pointiert: «Schreibe einfach, was ihr möchtet und wir machen es». Doch ist es das, was wir von Faire Ferien wollen? Ein „Besteller von touristischen Dienstleistungen“ sein? Nein, unser Ziel ist eine Zusammenarbeit, eine Co-Creation mit der lokalen Bevölkerung und der jeweiligen Reiseregion. Tourismus soll nicht den Gästen, sondern auch den Menschen in den Reiseländern dienen. So verhelfen Reisen zu Entwicklung der jeweiligen Reiseregion und dem Erhalt kultureller Vielfalt. Wie habe ich meinem Kollegen aus Papua-Neuguinea geantwortet? Ich fragte: „Was möchtet ihr Gästen zeigen und mit ihnen teilen?“ Damit beginnt vielleicht eine neue Reise im nachhaltigen Tourismus. Lösungen für komplexe Probleme zu finden, ist nicht einfach. Deshalb bilden wir uns aus und weiter, um Fachpersonen zu werden. Bei allem erlernten Wissen gilt es anzuerkennen, dass indigene Völker über Jahrhunderte im nachhaltigen Gleichgewicht mit ihrer Umgebung gelebt haben und dieses Wissen, auch ohne entsprechende Aus- oder Weiterbildung haben. ![]() Im westlichen Teil der Welt haben wir den schonenden Umgang mit Ressourcen verloren und die Umwelt verändert sich. Dann bieten wir aufgrund unseres angelernten Wissens den indigenen Communities neue fixfertige nachhaltige Modelle und Lösungen an, ohne dass sie aber Teil des Prozesses sein dürfen. Damit enteignen wir ihnen das Knowhow, welches sie sich über Generationen weitergegeben und erhalten haben. Es braucht Co-Creation, also gemeinsam gestaltete Lösungen, in denen das Wissen der indigenen Bevölkerung genauso aufgenommen und respektiert wird, wie das Wissen der westlichen Fachpersonen. Das Beispiel aus dem peruanischen Amazonas zeigt es im Artikel: „Wenn Naturschutz Indigenenrechte bedroht“ VOICE, Zeitschrift Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), September 2017. Gemäss "Fair unterwegs" gibt es im nachhaltigen Tourismus über 100 Gütesiegel. Zwar sind es viele, doch allen gleich ist, dass Standards vorgegeben werden und die Prüfung Geld kostet. Die Beträge und administrativen Aufwände sind für Klein- und Kleinstbetriebe nicht nur in Entwicklungsländern nicht zu bewältigen. Hinzu kommt, dass die Labels dem alles dominierenden Business Modell der Gewinn-Maximierung untergeordnet sind.
Die Standardisierung ist ein aktueller Trend in der Nachhaltigkeitsbranche. Dies im Kontrast zu den Diskussionen in der Organisationsentwicklung. Da wird von modernen, selbstorganisierten Systemen und Organisationen gesprochen und Strukturen gesucht, die volatil und flexibel auf veränderte Nachfragen reagieren können. Nachhaltiger Tourismus - ohne Rücksicht auf den regionalen Kontext, auf die Begebenheiten der jeweiligen Dorfgemeinschaft, das jeweilige Volk, auf ihre Kultur und ihre Traditionen - gibt es nicht. Faire Ferien forscht deshalb nach alternativen, kontextbezogenen Formen einer Business-Architektur. Wie könnte die aussehen? Interessierte sind herzlich eingeladen zum Mitgestalten und Diskutieren am 21.9 in Bern. Information: astrid.frischknecht@faire-ferien.ch |
über FFDie Reisen entstehen in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung. Um den Reichtum der kulturellen Vielfalt kennen zu lernen. Archiv
Mai 2020
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